Stillberatung: Tipps für die ersten Wochen

Die wohl schönste Art eine innige Bindung zu deinem Kind aufzubauen ist das Stillen! Aber was bedeutet es eigentlich zu stillen? Die meisten denken beim Stillen an das Füttern des Babys. Stillen bedeutet jedoch noch viel mehr! Trost spenden, Geborgenheit geben, Stress abbauen und natürlich die Stärkung der Mutter-Kind-Bindung – all das sind gute Gründe um dein Baby zu stillen.

Hast du dich dazu entschieden zu stillen, tauchen oftmals viele Fragen auf. Stillberaterin Verena Burgstaller hat für uns die häufigsten Fragen beantwortet.

 

Wann macht eine Stillberatung Sinn?

Viele Frauen beschäftigen sich während der Schwangerschaft noch nicht mit dem Thema Stillen, da sie oft denken „es wird schon funktionieren“, „was gibt es da Besonderes zu wissen?“ oder „das geht doch automatisch…

Zu einem gewissen Teil stimmt das natürlich auch. Jedoch ist gerade der Beginn des Wochenbetts eine sehr sensible und emotional wichtige Phase für die Mutter und das Baby. Es ist ein Zusammenwachsen und Kennenlernen. Die Stillbeziehung zwischen Mutter und Baby, ist eine Beziehung die aufgebaut werden muss und oftmals nicht ganz so einfach und automatisch funktioniert. In solchen Fällen hilft dann eine Stillberatung um die frischgebackenen Eltern zu unterstützen und offenen Fragen zu klären. Idealerweise beginnt man aber mit der Stillvorbereitung schon während der Schwangerschaft. Hierzu gibt es zum Beispiel spezielle Vorbereitungskurse oder Workshops in denen sich sowohl werdende Mamas als auch Papas vorab viele Infos holen können.

 

Wie klappt das erste Mal stillen?

Nach 9 Monaten warten, das allererste Mal dein Baby zu sehen, anzufassen, zu streicheln und zu halten ist für die meisten Mamas ein magischer Moment. Bei einer natürlichen Entbindung wird dir dein Baby gleich nach der Geburt auf die Brust gelegt. Auch bei einer Geburt per Kaiserschnitts kann ein Sectio Bonding durchgeführt werden. Das bedeutet dein Baby kommt ebenfalls gleich nach der Geburt auf deine Brust und bleibt anschließend dort liegen oder dein Kind kommt zuerst zum Papa zum Bonden und danach, wenn du im Aufwachraum bist, endlich zu dir. In den ersten Stunden nach der Geburt sind Babys häufig am aktivsten. Zeigt dein Baby dann auch noch Hungerzeichen ist es ein sehr guter Zeitpunkt den ersten Stillversuch zu wagen.

Typische Hungerzeichen sind übrigens:

  • schmatzen
  • die Hand zum Mund bringen
  • den Kopf mit offenem Mund in alle Richtungen drehen (ein ganz typisches Suchen nach der Brust)

Im Idealfall solltest du bei den ersten Hungerzeichen dein Baby anlegen – es ist nämlich wichtig, den richtigen Moment zu erwischen. Ist dein Baby schon unruhig oder beginnt zu schreien, ist dies ein sehr spätes Zeichen. Wenn du dir unsicher bist und die Zeichen deines Babys noch nicht ganz deuten kannst, dann kannst du dich auch gerne an das Pflegepersonal wenden. Zum Thema "Babysignale erkennen und richtig deuten" gibt es übrigens einen interessanten Beitrag am Träumeland-Blog: Zum Blogbeitrag.

Du merkst übrigens, dass dein Baby effektiv an deiner Brust saugt, wenn du dein Baby dabei schlucken hörst. Einige Mamas verspüren beim ersten Stillen auch Nachwehen da sich die Gebärmutter durch die Hormonausschüttung während des Stillens besser zusammenziehen kann.

 

Ich spüre ein Ziehen während dem Stillen. Mache ich etwas falsch?

Die ersten Anlegeversuche können manchmal mit einem etwas ziehenden Gefühl verbunden sein, nämlich dann, wenn dein Baby das Vakuum aufbaut und saugt. Die Brustwarze muss sich erst an das Saugen gewöhnen und das Ziehen lässt im Laufe des Stillvorgangs wieder nach. Manche Mütter empfinden auch während des Milchspendereflexes ein Kribbeln in der Brust. Das alles ist „normal“ und gehört zu den ersten Stillversuchen dazu. Du machst also alles richtig.

Wichtig ist: Der Stillvorgang an sich, darf nicht schmerzhaft sein!

Sind doch Schmerzen während des Stillens vorhanden, kann dies oft viele verschiedene Gründe haben. Sollte dies der Fall sein, muss durch geeignetes Fachpersonal z.B. eine Still- und Laktationsberaterin, die Saugtechnik und die Anlegetechnik des Babys kontrolliert werden, denn ein falsches Anlegen oder Saugen des Babys führt zu schmerzenden oder wunden Mamillen.

Mein Tipp: Auch die Stillposition sollte öfters gewechselt werden, denn durch den Positionswechsel erhält die Mamille eine andere Belastungsstelle. Ein geeignetes Hilfsmittel sind hierfür Stillkissen in den unterschiedlichsten Formen und Varianten. Natürlich ist die Pflege der Brustwarze ebenso wichtig.

 

Wie oft soll ich anlegen?

Eine sehr häufig gestellte Frage. Ich empfehle eine Anlegehäufigkeit von 8 – 12 x / 24 h. Je nach Zeichen deines Babys auch öfters. Hier gilt: Jedes Baby ist anders. Am besten ist es dein Baby nach Bedarf anzulegen und nicht an einen strikten Zeitplan festzuhalten, so kann sich die Milchmenge optimal auf dein Baby einstellen.

Hast du gewusst? Muttermilch ist nach ca. 60-90 min komplett verdaut und daher ist es nicht verwunderlich, wenn die Kleinen oftmals schon nach 1h oder weniger wieder trinken möchten.

 

Was ist Clusterfeeding?

Bei den Neugeborenen ist Clusterfeeding bereits in den ersten Tagen – meist ab dem 2. Tag zu beobachten. Das heißt, dass dein Baby innerhalb einer Wachphase sehr oft mit nur kurzen Pausen gestillt werden möchte. Man kann dies mit einem 12 Gänge Menü vergleichen. Oft dauert diese Phase über mehrere Stunden an. Babys sind in dieser Phase meist unruhig, weinerlich und wollen ständig an die Brust. Dies ist ganz normal und sagt nichts über deine Milchmenge aus. Je öfter sie angelegt werden, desto mehr bekommt die Brust die Information, dass mehr Muttermilch produziert werden muss. Häufig tritt dieses Clustern in den Abendstunden auf, danach folgt eine längere Schlafphase.

 

Wann tritt der Milcheinschuss auf?

Bereits während der Schwangerschaft produziert die Brust Vormilch auch Kolostrum genannt. Kolostrum wird auch als flüssiges Gold bezeichnet, da es:

  • einen hohen Zellgehalt hat und daher dickflüssig ist
  • in unterschiedlichsten Farben auftaucht (angefangen von durchsichtig bis gelb oder auch grün)
  • den höchsten Anteil an Immunfaktoren hat und so gegen eindringende Keime, Viren und Bakterien schützt
  • durch den hohen Mineralgehalt ernsten Flüssigkeitsverlusten vorbeugt
  • Hormone und Wachstumsfaktoren für die Darmreifung und Hirnentwicklung enthält

Wusstest du, dass der Magen von Babys am ersten Tag etwa nur so groß wie eine Haselnuss ist, und die Kleinen daher mit der anfangs oft geringen Menge an Kolostrum auskommen?

Die Initiale Brustdrüsenschwellung umgangssprachlich Milcheinschuss genannt, tritt meist am 3 bis 4. Tag nach der Geburt auf. Bei einem Kaiserschnitt, hohem Blutverlust bei der Geburt oder Diabetes kann der Milcheinschuss auch mal länger dauern. Der Milcheinschuss macht sich dadurch bemerkbar, dass zu Beginn die Brust etwas wärmer und schwerer wird und auch die Venenzeichnung an der Brust hervor tritt. In dieser Übergangs-Phase hilft es oft die Brust etwas zu kühlen. Zum Beispiel mit Topfen, Kohlblättern oder einem Coolpack. Auch eine Lymphmassage kann helfen den Milcheinschuss abzumildern.

Stillende Mama mit Baby und dem Träumeland Stillkissen Fische mint

Welche Vorteile bringt Stillen?

Während der Schwangerschaft stellt sich die Frage ob du dein Baby künftig stillen möchtest oder nicht. Auch wenn es zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen gibt, sind sich die meisten Expertinnen und Experten einig: Stillen ist die beste Ernährungsform für Säuglinge. Sogar die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt, Babys in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich zu stillen und es auch nach Beginn der Beikost noch fortzuführen.

Muttermilch bietet Babys nämlich alles, was sie in den ersten Lebensmonaten brauchen. Sie enthält wichtige Antikörper und Nährstoffe, ist gut verträglich und reicht aus um Hunger und Durst zu stillen. Und nicht zuletzt: sie ist kostenlos und jederzeit verfügbar.

 

Welche Vorteile hat Stillen für das Baby?

  • Frühes anlegen fördert die Mekoniumausscheidung (1. Stuhl – eher klebrig zäh bis schwarz) – welche das Risiko einer Neugeborenengelbsucht vermindert
  • Das Saugen an der Brust hilft dem Baby die Atemwege von Schleim oder Fruchtwasser zu befreien
  • Babys die gestillt wurden, haben später eine Prophylaxe an Diabetes, Leukämie, Herz-Kreislauferkrankungen, … zu erkranken
  • Saugen stärkt die Gesichtsmuskulatur des Babys – das ist später notwendig für Sprache, Aussehen und die Zahnstellung
  • Stillen schützt dein Baby vor Infektionen (besonders das Kolostrum) • Muttermilch ist auf das Baby abgestimmt – sie verändert sich immer wieder, egal ob Frühchen oder Krabbelalter

 

Welche Vorteile habe ich als Mama?

  • Eine bessere und schnellere Rückbildung der Gebärmutter
  • Das Saugen stimuliert die Hormonproduktion
  • Brustkrebs- und Eierstockkrebsprophylaxe
  • Muttermilch ist immer und überall in der richtigen Temperatur verfügbar und erfüllt darüber hinaus auch noch den Anspruch an Hygiene - Muttermilch ist also ein echter Alleskönner
  • Stillen stärkt die Mutter-Kind-Bindung
  • Bei Diabetikerinnen kommt es oft zu einer Stabilisierung des Blutzuckers

 

Ein ebenfalls wichtiger Punkt: Bonding

Bonding bedeutet kurz gesagt: Nackte Baby Haut an nackter Eltern Haut und das am besten solange und so oft wie möglich. Gerade die ersten Wochen sollten für einen ausgiebigen Hautkontakt genutzt werden. Bonding bringt unter anderem folgende Vorteile:

  • Die Mütter erholen sich schneller von der Geburt
  • Babys passen sich leichter an das Leben „außerhalb“ an
  • Stabilere Körpertemperatur und Blutzucker Spiegel sowie eine bessere Atmung bei Neugeborenen
  • Babys schreien weniger
  • Unterstützung bei der Entwicklung eines effektiven Saugverhaltens
Stillende Mama mit Baby auf Couch